Love the skin you´re in

Es ist wie so oft im Leben – man plant eine Sache und wird von den äußeren Umständen dann oft doch auf einen anderen Pfad gelenkt. So erging es mir in den letzten Tagen. Eigentlich war ich mit einem völlig anderen Blogpost beschäftigt, als mir beim stöbern in einer Zeitschrift ein Foto samt Zitat ins Auge stach. Ein Zitat von mir.

“ Seit ich 30 bin fühle ich mich in meiner Haut viel wohler“

Hier genutzt um Produkte rund um die Gesichtspflege zu schmücken, gesagt wurde es einmal in einem völlig anderen Zusammenhang. Aber es reichte aus um mich in den letzten Tagen immer wieder ins Grübeln zu bringen. Was heißt eigentlich „sich wohl in seiner Haut zu fühlen“? Und was braucht es dazu? Ist es die richtige Pflege? Die richtige Lebensweise? Das perfekte Äußere? Der richtige Lifestyle oder einfach das perfekte Selbstbewusstsein?

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Gefallen ist dieser Satz einige Jahre nach meinem 30. Geburtstag als mich eine Journalistin –  um einiges jünger als ich –  fragte, wie es mir denn jetzt so damit ginge. Schließlich wäre man jetzt nicht mehr 20. Stimmt. Die ersten Wehwehchen kündigen sich an, die Haut hat ihre prallste Zeit hinter sich, nach einer durchzechten Nacht braucht man mindestens 3 Tage Urlaub im Nachgang um wieder einigermaßen in Form zu kommen und nach dem Aufstehen braucht das Dekolleté immer länger um sich von der Liaison mit dem Kissen zu erholen bzw. sich zu entknittern.(Geschweige denn heutzutage, wo ich ein weiteres Jahrzehnt hinter mir gelassen habe). Aber all das täuscht nicht über die Tatsache hinweg, dass ich mich heute so viel wohler in meiner Haut fühle als noch mit Mitte 20.

In den Zwanzigern war ich auf der Suche. Nach Glück, nach Liebe, sicher auch nach Erfolg aber wohl am allermeisten nach mir selbst. Nicht das mir das damals so bewusst gewesen wäre. Aber wenn ich heute so zurück schaue sehe ich ein ziemlich verunsichertes junges Ding, dass sich noch nicht wirklich wohl in seinen Schuhen fühlte. Und welche sollten es überhaupt sein? War ich High Heel? Sneaker? Ballerina? Boot?

Eins ist klar: ich habe sie alle anprobiert! Und es war oft ein riesen Spaß und genauso oft eine riesen Katastrophe. Rückblickend weiß ich, viel zu oft habe ich mir von anderen sagen lassen wie ich zu sein hätte. Kein Vorwurf an mein Umfeld denn ich habe selten widersprochen. Ich hatte einfach noch so gar kein Bild davon wie ich sein wollte – oder vielmehr: wer ich wahr!

Das führte zu so abstrusen Situationen, dass ich in der Tat von meinem 15 Lebensjahr bis zur Mitte meiner Zwanziger keine kurzen Hosen oder Röcke getragen habe. Alles musste mindestens Knielänge haben. Und warum? Weil irgendein Trottel an einem schönen Sommertag meinte mir unsicherem Teenie mitteilen zu müssen ich sähe aus wie ein Storch im Salat, wäre eh viel zu dünn und hätte X-Beine. Peng! Das saß. Wie tief wurde in den nächsten zehn Jahren klar. Und dabei mochte ich die entsprechende Person noch nicht einmal. Erst eine Stylistin zwang mich quasi zu meinem ersten kurzen Outfit vor der Kamera.. ich war 25 und wir drehten auf Ibiza. Beim ansehen der Sendung wurde mir klar: dieser kleine Trottel hatte mir und meinen Beinen unsere besten zehn Jahre geklaut. Idiot! (er und ich)

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Auch möchte ich meinem Zwanzigjährigen „Ich“ zurufen: „Trage bauchfrei, jeden Tag, so stramm wird er nie wieder sein!“ Aber damals fand ich, ich könne mir das nicht leisten. Wenn ich dann endlich das langersehnte wohlgeformte Sixpack hätte, dann! Dass dieser Tag niemals kam muss ich ja wohl nicht noch erwähnen. Wie blöd kann man sein? Augenscheinlich hat man alles was man sich in diesem Moment wünschen kann und anstelle das Leben und all die Chancen vor einem zu feiern, macht man sein Glück davon abhängig was andere über einen denken könnten. Bloß nicht unangenehm auffallen, bloß nicht anecken.

Erst viel später wurde mir klar, dass man nie allen gefallen kann – und dass das vor allem auch absolut in Ordnung so ist! Aber das ist einfach eine Sache die Zeit braucht, ein Prozess. Zumindest war es bei mir so. Ich musste lernen auf mich zu hören, meinen Bauch sprechen zu lassen, auch gegen den Strom zu schwimmen. Lernen dass man es einfach nie allen Recht machen kann und dass man anfangen muss, sich so zu mögen wie man einfach nun mal ist. Mit allen Macken, Spleens, der Abwesenheit eines Sixpacks, einer Körpergröße die mich nie in Heidis Kader bringen wird (damals war es die Tür der Bravo Girl Wahl die mir verschlossen blieb). Gerade meine zierliche Statur und das dadurch jüngere Aussehen führte oft dazu, dass man mir gönnerhaft auf die Schulter klopfte mit dem gut gemeinten Rat „werd du erst mal erwachsen“.

Und was soll ich sagen, mit 30 ist bei mir damals ein Knoten geplatzt. Ich war jetzt erwachsen. Zeit all die Dinge die ich eigentlich schon verinnerlicht hatte auch zu leben. Und ich tus, bis heute! Vielleicht braucht man manchmal so einen Wendepunkt im Leben und wenn dieser auch nur im Kopf existiert. So einen Art Startpunkt – ein bisschen wie der Jahreswechsel mit all seinen Vorsätzen, nur dass man hoffentlich ein wenig länger bei der Stange bleibt.

Mag ich mich heute jeden Tag zu 100%? Definitiv nicht! Es gibt Tage an denen ich mich mit dem Selbstbewusstsein einer Erbse am liebsten unter der nächsten Decke verkriechen möchte – und es auch tue! Bin ich mit meinem Körper zu 100% zufrieden? Nicht im Geringsten! Aber das Schöne ist, dass man mit der Zeit eine wunderbare Gelassenheit entwickelt – vor allem Dingen gegenüber die man ja eh nicht ändern kann (ich sage nur Schwerkraft 😉 )

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Und ich habe gelernt gut zu mir zu sein. Man sagt ja nicht zu unrecht „Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper“. Und ja, natürlich ist es ein Kompliment mit 42 in einer Zeitschrift (CLOSER) als positives Beispiel für gesundes und junges Aussehen genannt zu werden. Das freut mich, wirklich. Aber soll ich euch jetzt erzählen? Dass ich dafür jeden Tag 5 Liter Wasser trinke und regelmäßig Hunderte Euros in Pflege investiere? Mich natürlich jeden Abend brav abschminke egal wie müde ich bin (who does???), und auch ansonsten nur und ausschließlich gesund lebe? Ich müsste wahrscheinlich selbst über mich lachen. Aber natürlich achte ich auf mich. Ich habe meine Rituale, liebe es mich zu pflegen und habe hier sicher auch das ein oder andere für mich entdeckt (dazu vielleicht später noch einmal mehr). Aber ich kann nur sagen, niemals geraucht zu haben ist sicher eine Sache die mir meine Haut heute sehr dankt.

Und ich tue Dinge auch mal nur für mich. Ob das eine Reise mit dem Rucksack Richtung Dschungel ist, ein Nachmittag nur für mich und mein Lieblingsbuch oder  – leider viel zu selten – ein Nachmittag im Spa. Ich muss mich manchmal regelrecht zwingen mich runterzufahren, mich zu entspannen. Während andere beim Yoga voll und ganz in ihrem Element sind denke ich die ganze Zeit nur still vor mich hin, wann denn endlich dieses ganze Geatme vorbei ist (zumindest als ich zurück in Deutschland war). Und bei meinem (sehr kurzem) Ausflug in Richtung autogenes Training habe ich mich dabei ertappt, innerlich den Sprecher auf dem Tape anzuschreien er solle endlich schneller reden damit ich wieder an die Arbeit könnte – oder schlafen..

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Aber diese seltenen Tage an denen ich mich sozusagen ein klein wenig zu meinem eigenen Glück zwinge kann ich mittlerweile voll und ganz genießen. So wie letzte Woche als ich mich einen Nachmittag ins ASPRIA Hamburg verkrochen habe um mich in die Hände einer Therapeutin zu begeben. Denn auch meine Haut braucht manchmal eine Auszeit. So ein kleiner Kurzurlaub ohne lange Flugreise. Und so habe ich mich ausgiebig durchkneten und soft peelen lassen. Herrlich! Beim verlassen des Spas habe ich dank der St. Barth Produkte gerochen wie ein frischer Fruchtsalat  – sehr zur Freude aller die mir an dem Tag noch begegnet sind. 🙂

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Ich kann nur sagen, seid gut zu euch, glaubt an euch und bleibt bei euch. Und wenn die Wolken manchmal richtig düster sind und einem das Spiegelbild morgens eine Fratze zeigt, lacht! Denn das sind immer noch die charmantesten Falten 😉

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Es ist ein Prozess, aber am Ende sollte stehen, dass ihr euch rundum wohlfühlt in eurer Haut. Tut ihrs?

 

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9 thoughts on “Love the skin you´re in

  1. Wie wahr liebe Nova, auch mir hat man irgendwann gesagt, ich hätte X-Beine (kurzzeitig habe ich überlegt, ob ich sie brechen lassen soll, aber wirklich nur kurz😉). Was soll ich sagen, ich komme auch auf X-Beinen gut durch‘ s Leben.
    Auch das Gefühl beim Yoga und beim autogenen Training kenne ich, aber irgendwann weiss man selbst, was einem gut tut! Ich freue mich auf weitere Beiträge in denen ich mich wiederfinde!
    Liebe Grüße
    Katharina

    1. Liebe Katharina, ja, das ist ja auch das schöne am älter werden. Man lernt irgendwann, dass das was für andere richtig und gut ist, für dich noch lange nicht richtig sein muss. Und dass das absolut ok so ist – Freut mich dass du dich in meinen Texten wieder findest 🙂 – ich hoffe es bleibt so. Lieben Gruß Nova

  2. Ein sehr schöner und interessanter Beitrag, den du hier sehr geduldig vollbracht hast. Es erinnert mich teilweise an meine Lebensabschnitte und während des Lesens stellte sich mir die Frage, ob diese Metamorphosen oder eben nur der Wunsch danach ein Zyklus ist: mit 15, mit 30 und nun (bei mir) mit 45 Jahren? Ich habe auf jeden Fall deinen Beitrag genossen und vielleicht hat er mich, wenn auch nur ein paar Schritte, weiter in eine gute Richtung gebracht. Vielen Dank!

    1. Lieber Hannes, ich glaube dass wir alle diese Phasen durchmachen.. in welchem Abstand hängt glaube ich aber auch viel mit dem eigenen Leben zusammen und welche Ereignisse einen so prägen. Aber ich freu mich, dass du dich wiederfindest 🙂

  3. schöner Post, so authentisch und nicht so viel blingbling-text. Mir würde der Post noch besser gefallen würdest Du mich als Leser ‚persönlich‘ ansprechen und nicht von ‚ihr‘ oder ‚euch‘ sprechen – Menschen wie ich lesen blogs selten in Gruppen welche wir dann diskutieren und im Anschluß gemeinsam kommentieren – sicher ein netter Gedanke jedoch eher seltener der Fall…
    und, ja, also ich fühle mich heute mit über 40 sauwohl in meiner Haut und kann mich mit sehr vielem identifizieren was Du schreibst, also vielem, nicht allem und jetzt diesen Post betreffend.
    p.s. den Prozess welchen Du beschreibst – der ist fortwährend weshalb es nicht heissen sollte – ‚am Ende‘ als eher ‚begleitend sollte stehen‘ – also so sehe ich das und Du fragst doch nach persönlichem Kommentar, richtig?

    Sonnige Grüße und schönen Sommer, Thorben

    p.s. schön Dich so lächelnd auf dem untersten Bild zu sehen mit den Nussschalen im Hintergrund, sie schwimmen alle! tolles Bild! =;-)

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