Auf nach Kerala!

Es ist Mittag und am Ausgang des Flughafens von Cochin erwartet uns Neema mit einem großen Blumenstrauß. Soeben sind Marta und ich in Kerala, ganz im Süden des Landes gelandet, und werden von unserer Gastmutter herzlich begrüßt. Für die nächsten 2 Tage sind wir Gäste ihrer Familie im „Bungalow Homestay“ Cochin.

Schon auf der Fahrt fällt uns auf, Kerala ist anders…die Vegetation grüner, die offensichtliche Armut weniger, die Elefanten mehr…  „The Bungalow“ ist ein alter Kolonialbau auf der kleinen Insel Vypeen, die Cochin vorgelagert ist. Sofort bekommen wir eine ausgiebige Hausführung und lernen den Rest der Familie kennen – Frances ihren Mann, ehemals Kapitän zur See, Olivia die 9-jährige Tochter und Grandma. Wir beziehen unser Zimmer und machen uns sofort auf Richtung Fährableger – schließlich haben wir nur 1 Tag.

Am Ufer von Vypeen ziehen sich die chinesischen Fischernetzte wie Perlenschnüre entlang. Mit langen Seilen wird die spezielle Netzkonstruktion bis zum 300mal am Tag auf und nieder geholt. Der Aufforderung mit an zu packen können wir natürlich nicht widerstehen und Marta und ich spielen Fischer. Diese amüsieren sich köstlich über uns und unsere Bemühungen – ein Knochenjob. Aber auch wir begutachten natürlich stolz unseren Fang! Mit einer Autofähre geht es in 10 Minuten auf die andere Seite des Flussarms nach Fort Cochin. Auf der Fähre drängeln sich Menschen neben Autos und Motorrädern und die Luft zum atmen ist knapp – Transportmittel in Indien sind grundsätzlich immer überfüllt bis nichts mehr geht. Und als dann noch ein Monsunartiger Regen auf unser offenes Gefährt nieder geht sind wir nur noch eine Ansammlung von sehr, sehr nassen Reisenden. Zu stören scheint das allerdings Niemanden, und so beschließen wir uns auch nicht.

Fort Cochin ist klein und fast schon pittoresque. Auffällig geprägt von der holländischen Kolonialzeit gibt es unzählige wunderschöne alte Mansions, Kirchen und Friedhöfe. Großteil der Bevölkerung in Kerala ist christlich, und an jeder zweiten Straßenecke stehen bunten Marienschreine und fordern zur spontanen Einkehr auf. Auch das Haus unserer Gastfamilie ist über und über voll mit religiösen Andenken und Bildnissen. Und über allem wacht ein überdimensionaler Jesus. Nach einem bunten, turbulenten Tag in Fort Cochin haben wir uns mit Neema zum kochen verabredet. Nach einigen Minuten wird allerdings klar, dass Martas Interesse dann doch eher den darstellerischen Künsten gilt. Und während ich mit Neema den Löffel schwinge um ein indisches Curry auf den Tisch zu zaubern, lässt Marta sich von Olivia in das Geheimnis des indischen Tempeltanzes einweihen. Eins ist klar – verhungern wird man bei Neema nie. Sobald unsere Teller auch nur annähernd geleert sind macht Grandma Neema lautstark klar dass unsere Teller aufgefüllt gehören. Wehren völlig zwecklos! Nach dem Essen blättern wir zusammen durch die Fotoalben der Familie und erzählen uns Geschichten aus unserem Leben – ein wunderschöner Abend.

 

 

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