Wir haben „WM“!

Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Ein ganzes Land befindet sich im Ausnahmezustand, die Infektionsgefahr liegt bei sagenhaften 99% und wer nicht riskieren will sich anzustecken sollte am besten weit, weit weg fliegen. Deutschland befindet sich im Fußballfieber oder wie es meine liebe Kollegin Miriam Pielhau so wunderschön auf den Punkt gebracht hat: Wir haben WM!

Kein Straßenzug ohne Fahnenmeer, keine Häuserfassade ohne Wimpel und jedes zweite Auto trägt seine Gesinnung zu Tage in dem neckische Fläggchen aus dem Fenster winken. (Besonders schön wenn auf Fahrer und Beifahrerseite unterschiedliche Nationalitäten zur Schau getragen werden…ja, ich glaube in manchen Mischehen wird es in den nächsten Wochen nicht leicht) Und wessen Team in diesem Jahr nicht dabei ist, der sucht sich einfach neue Helden: Dabei sein ist schließlich alles! Und so hat sich z.B. die türkische Gemeinde Kölns komplett auf das deutsche Team eingeschworen. Wie sagte ein Bewohner der Mühlheimer Keupstrasse so schön (übrigens komplett in schwarz, rot, gold gekleidet): „Wir lieben es einfach im Autocorso durch die Straßen zu fahren und so richtig Stimmung zu machen. Und da unsere Jungs nicht dabei sind, stehen wir natürlich zu 100% hinter Deutschland“! Die Italiener der Stadt haben die Fernseher gleich ganz auf die Straße gestellt und den Bürgersteig vor ihrem Lokal zum Straßencafé umgebaut, und kein Bäcker der Rheinmetropole hat eine Auslage zu bieten ohne von Flaggen durchbohrte Brötchen zur Schau zu stellen. Und prompt wird von den Medien ein neuer Begriff geprägt: Positiver Patriotismus! Flagge zeigen ohne schlechtes Gewissen und ohne komischen Beigeschmack. Deutschland präsentiert sich als guter Gastgeber, Ausschreitungen bleiben bisher aus, die Stimmung ist ausgelassen und heiter und selbst das Wetter spielt mit! Wer hätte das gedacht!

Auf einmal ist es fast selbstverständlich in Trikot und mit etlichen Fanutensilien bestückt im Büro zu erscheinen, und wer es von selbst nicht tut, der bekommt vom Chef noch eine Tröte in die Hand gedrückt. Und leidensfähig wird man auf einmal auch: Wird sonst über zu frühes Aufstehen gemosert, so beginnt man in diesen Tagen freiwillig einige Stunden eher, um bloß zum Anstoß des Eröffnungsspiels mit den Dreharbeiten durch zu sein…die wirklich wenigen nicht Fußballbegeisterten Mitarbeiter der „Verbotenen Liebe“ wurden zwar nett gefragt, dann aber hoffnungslos überstimmt…mal schauen wie oft sie in diesen Wochen noch unfreiwillig um 6:00 Uhr im Studio anrücken müssen J

Heute Abend wird wieder die ganze Nation einträchtig vor Leinwänden, Projektoren und Fernsehgeräten hängen…und hoffentlich schaffen wir es, das positive Grundgefühl dieser Wochen mitzunehmen in die „Post-WM-Area“ – wäre doch wirklich schön!! Und bitte: das mit den verlängerten Ladenöffnungszeiten könnt ihr auch gerne so lassen…denn bis 22:00 Uhr im Supermarkt noch mal eben Milch holen zu könne ist ein Traum!

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